So heißt das Buch, das seit einem Monat schon auf dem deutschen Buchmarkt ist! Plötzlich Hochbegabt, herausgegeben von Anna Campagna, Stefan Giersberg und Ulrich Pieper, und erschienen im Goldmann-Verlag, ist eine Sammlung von Erfahrungsberichten von Menschen, die natürlich nicht plötzlich hochbegabt wurden, aber plötzlich die Diagnose Hochbegabung hatten. Ich bin eine davon. Es begann als Austausch in einem Mensa-Mail-Verteiler (der Verein, nicht die Studi-Kantine) und es zeigte sich: die Geschichten sind so vielfältig wie das Leben und die Menschen. Und allesamt lesenswert. Und so kam die Idee auf, diese Geschichten zu sammeln, in ein Buch zu packen, und bevor Sie überhaupt wussten, was Sie da hatten, ließen Sie es patentieren und vermarkten es und kleben ein Etikett auf eine Plastikdose und verhökern Sie. Sie verhökern Sie und wollen damit Profit machen!!! Haaaalt, da ist der Jurassic-Park-Fan mit mir durchgegangen. Dinos haben wir nicht geklont, nur unsere Erfahrungen zu Papier gebracht. Das Etikett ist Schirmherr des Projekts, Mensa e. V., die Plastikdose das Buchcover, und ja, das Ganze wurde vermarktet, aber nicht verhökert um Profit zu schlagen (wir Autor*innen profitieren nicht finanziell von diesem Werk), sondern um Inspiration und Leitfaden zu sein für andere “plötzlich” Hochbegabte da draußen und um ihnen zu vermitteln: du bist nicht alleine. Viel Organisation, Hin und Her, Gemaile und Gemaule später waren Geschichten ausgewählt, vorredigiert (meine durfte so bleiben wie sie war) und kurz darauf mit dem Goldmann-Verlag ein renommierter Partner gewonnen, der seinerseits wiederum eine Auswahl von 27 Geschichten traf, sie ordentlich lektorieren ließ und – tadaa – eine Idee Wirklichkeit werden ließ.
Ich hatte bereits im Vorlauf durch unsere “interne” Redaktion so wunderbares Feedback erhalten, es rührt mich immer noch. Ich liebe das Schreiben, seit ich Denken kann, wortwörtlich beinahe, denn ich begann bereits in sehr, sehr jungen Jahren Geschichten zu erzählen. Ich liebe es, mit Worten zu jonglieren und mit Sprache(n) zu spielen. Dass nun sowohl Laien als auch Profis in der Redaktions- und Lektoratswelt meinen Text als druckwert betrachten macht mich sprachlos. Und wir alle wissen, das passiert selten.

Deine Geschichte hat mich persönlich auch sehr berührt, nicht nur, weil mir so viele Dinge bekannt vorkommen, sondern auch weil sie einfach wahnsinnig gut formuliert ist.
Solche Geschichten sind der Grund, warum ich so viel Zeit und Arbeit in das Projekt stecke – ich finde, sie müssen erzählt und gelesen werden.
Anna Campagna
Ja, der Text ist ein ziemlicher Seelenstriptease und bräuchte vermutlich die ein oder andere Trigger-Warnung, wie es im Podcastsprech heißt. Ich habe mich damit verletzlich gemacht – viele meiner Kolleg*innen haben mein Kapitel bereits gelesen, und das freut mich einerseits, andererseits ist es ein seltsames Gefühl, mein Chef-Chef könnte es auch lesen und Einblick kriegen in mein Innerstes. Da möchte ich ihm doch lieber in der Sauna begegnen, das ist weniger intim. Andererseits bin ich unheimlich stolz – und weil ich eben nicht der stereotype hochbegabte autistische Überflieger bin sondern in vielen Bereichen des Lebens schlichtweg versagt habe nach vielerlei Standards, bleibt die Hoffnung, dass sich jemand wiederfindet in meinem Text und sich ein klein wenig weniger schuldig fühlt, trotz Hochbegabung kein Sherlock oder Sheldon geworden zu sein. We’re human after all. Mit allen Irrungen und Wirrungen.
Das schönste Feedback das ich bisher bekommen habe: “Dein Stil erinnert mich an Mariana Leky.” Falls ihr sie nicht kennt, lernt sie kennen. Was eine Ehre!! Ein anderer Kommentar war “Beim Lesen bin ich total nervös geworden.” Wenn dem tatsächlich so war – dann willkommen in meiner Welt, in meinem Kopf, indem sich ständig alle Sätze überschlagen, alles gleichzeitig geschieht, sich überlagert und sich vereint zu einem dissonanten Stimmenchor der Beklemmung und Panikmache. “Warum rechtfertigst du dich immer?” war ein anderes Feedback. Ja, warum? Weil ich mich seit Beginn meiner Existenz für dieselbige zu rechtfertigen versuche. Das schüttelt man nicht eben so ab durch ein bisschen Schematherapie, EMDR und Umdenken. Das Bedürfnis mich zu rechtfertigen ist so tief in mir verwurzelt, ich weiß nicht einmal, ob ich noch ich wäre, risse man diese Wurzeln radikal raus. Aber ja, es nervt mich selbst, dieses ständige Anbiedern und zu Kreuze kriechen. Aber ich komm nun mal nicht aus meiner Haut. “Anything else I can do for you?” fragte mich einst ein sehr guter Freund. “A new life.” antwortete ich, und schaffte es nicht einmal, das jetzige zu beenden. Wofür ich dankbar bin. Hin und wieder.
Für alle, die jetzt direkt in die Buchhandlung stürmen und nach dem Buch von Julia Liebermann fragen – ich bin nicht als Autor gelistet, auf Wunsch wurden unsere Beiträge anonymisiert mit Vorname und Geburtsjahr, daher findet selbst heraus, welcher Beitrag meiner ist oder denkt an eine Batterien-Werbung zurück, die Titelgebend war…. läuft und läuft und läuft.