Schwere depressive Episoden zum Schmunzeln und Verzweifeln

Eine neue Rubrik! Hier werde ich fortan, nach und nach, hin und wieder, ab und an und äußerst unzuverlässig schwere depressive Episoden aus meinem Leben veröffentlichen. In den letzten Monaten habe ich mühsam und schmerzhaft das Häufchen Elend das ich nach einem heftigen Burn Out war wieder zusammengeklaubt zu etwas halbwegs Lebenswertem und Liebenswertem. Auch wenn ich noch lange nicht am Ziel angekommen bin und tagtäglich einen Kampf antrete, gegen den Helms Klamm ein Spaziergang im Park ist, habe ich bereits einen weiten Weg in die richtige Richtung zurückgelegt auf der Suche nach mir und der Sinnhaftigkeit meiner Existenz, auch wenn das jetzt ganz schön dick aufgetragen klingt. In dieser Zeit habe ich viel über mich gelernt, vieles an mir entdeckt, das aus gutem Grund im Untergrund vergraben war und bin stets mit meiner mir angeborenen Neugierde und meinem recht dickköpfigen Willen auf jeden Zug aufgesprungen, der auch nur ansatzweise in die richtige Richtung fuhr. Und wenn ich dabei selbst die Kohle von der Lore in die Lok schaufeln musste und mir Schwielen an den Händen holte.

Von all dem, was mir widerfahren ist, was ich erlebt und durchgemacht habe, welche Erfahrungen ich gemacht und welche Lektionen ich gelernt habe, möchte ich auch andere profitieren lassen. Seien es Leidensgenossen*innen oder Drittparteien oder einfach Menschen, die Anteil nehmen. Worte waren schon immer mein Schwert und wie man mir mehrfach mitteilte, bin ich äußerst weise in meiner Sicht auf die Dinge, auf die immer noch totgeschwiegene Volkskrankheit Depression und in meiner Ausdrucksweise. Ich trage das Wortgewand der Rhetorik und dies ist mein Laufsteg. Ich bin ein lebenslustiger Mensch, selbst oder vielmehr gerade in Momenten tiefster Verzweiflung, und ohne meinen mitunter bitterbösen Humor hätte ich die dunkelsten Stunden nicht durchgestanden. Und sind wir mal ehrlich – so tragisch die Begebenheiten im Leben einer schwer Depressiven sind, so unfreiwillig komisch sind sie auch. Und Grund zu lachen haben wir Betroffenen wahrlich mehr als nötig. Deswegen diese Kategorie. Am Ende soll ein Buch draus werden, mit ebendiesen Episoden, aber auch allerlei anderem. Gab’s ja noch nie, ein Buch in dem die eigene mentale Ungesundheit verarbeitet wird… KLUG UND EINSAM wird es heißen, mit dem Untertitel “Schwere depressive Episoden zum Schmunzeln und Verzweifeln”. Darin zu finden sind, sodann es denn soweit sein sollte, Begebenheiten der komischen Art, hilfreiche Tipps und Tricks und Methoden, Aggressionen gegen beschönigende Sinnsprüche und gegen esoterisches Geschwafel und mit Sicherheit das ein oder andere schlechte Wortspiel. “Klug und Einsam” waren die Worte, mit denen mich meine Ärztin am Ende unserer ersten Therapiesitzung während meines Klinikaufenthaltes zusammenfasste. Und ja, ein bisschen trage ich diesen Stempel mit stolz. Wenn ich schon unter tiefster Einsamkeit leide, darf ich mich bitte wenigstens meines Intellekts rühmen. Mein Künstlername kommt ja nicht von ungefähr.

Es kostet viel Überwindung, so offen über diese sehr persönlichen Themen zu sprechen. Ich habe schon früh beschlossen, nichts totzuschweigen, nicht einmal das Tabuthema Suizid (totschweigen, haha). Und auch wenn ich das nicht vorhandene Schamgefühl meiner Mutter was das Äußere angeht geerbt habe, ist ein Seelenstriptease eine ganz andere Liga als am Baggersee blank zu ziehen. Dennoch glaube ich, es ist wichtig, darüber zu sprechen. Für mich, für Angehörige, für Betroffene, die so vielleicht eher den Mut finden, Hilfe zu suchen, für all diejenigen, die sich alleine gelassen fühlen mit einer Krankmeldung und einer Packung Mirtazapin und einem lapidaren “Viel Erfolg bei der Therapeutensuche” und denen das, was sie hier lesen möglicherweise weiterhelfen mag. Und natürlich für alle, die im Anschluss an die hier erscheinenden Ausschnitte und Snippets mein Buch kaufen werden. Handsigniert.

Der Mensch ist ein heiteres und ein untröstliches Tier

[Molière, Der Menschenfeind / Le Misanthrope]

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